Schätzchen des Tages 31.10.2017

Von dem jung gestorbenen Wassili Kalinnikow hatte ich noch nie etwas gehört. Zu Unrecht, denn seine Sinfonie Nr. 1 in G-Moll, hier gespielt vom Nationalen Sinfonieorchester der Ukraine, ist jedenfalls ziemlich unterhaltsam, wenn auch ein wenig Struktur und Zusammenhang fehlen. Auf seine Siebte und Neunte wäre ich neugierig gewesen.

Schätzchen des Tages 29.10.2017

Ein wolkiger, aber nicht trüber Herbsttag. Am Himmel ist einiges los. Heimelig und ruhig ist es drinnen. Ideale Umstände, um sich von Streichquartetten umfiedeln zu lassen. Zunächst von Dvořáks Quartett Nr. 12, gespielt vom Emerson String Quartet, dessen Beiname „das amerikanische“ jedem sofort einleuchtet, der seine Sinfonie aus der Neuen Welt im Ohr hat. Eingängig, bewegt, angenehm und optimistisch.

Dann von Mendelssohns Streichquartett Nr. 6 op. 80 (Aufführende unbekannt). Er schrieb es kurz nach dem Tod seiner Schwester Fanny und nicht lange vor seinem eigenen. Ein dunkles, zumindest schattiges Glühen, das so gar nicht nach ihm klingt.

Presseschätzchen des Tages 28.10.2017

Ich hätte sie für satirische Erfindung gehalten, aber tatsächlich, sie existiert und ist ernst gemeint. Die amerikanische Fachzeitschrift „Whiteness and Education„. Es spielt wirklich eine Rolle, wie viele Menschen von dieser Industrie mittlerweile leben.

Aims and scope

Whiteness and Education publishes outstanding and original manuscripts that advance critical understandings of the construction and deployment of Whiteness in educational contexts. This includes, but is not limited to, critical discussions of White racism, White identity, privilege, power and intersectionality.

The journal welcomes papers that present that present empirical studies of Whiteness in education and/or advance theoretical and conceptual understanding of Whiteness in Education, via recognized qualitative and/or quantitative approaches and papers that challenge conventional methodologies. Papers may reflect any disciplinary background but must include a principal focus on education. Critically reflective pieces by White scholars, which are explicit in how they contribute to an anti-racist agenda, will be considered.

3. Presseschätzchen des Tages 22.10.2017

Vorhin hatte ich auf The Saker verlinkt, dessen Artikel unverhalten polemisch sind, was ich nicht schätze und was ihrer Wirkung Abbruch tut. Sie enthalten aber immerhin gedankliche Substanz und lesenswerte Informationen. Dann auf Sibylle Berg, bei der diesmal nur Polemik und Verachtung übrig bleiben, von Substanz kann da keine Rede sein. Sie muss Hengameh Yaghoobifarah von der taz allerdings heute den Vortritt lassen, die setzt noch einen drauf. Dummer, nackter Hass. Aber bei Deutschen darf man das natürlich.

Ich verstehe diese Menschen nicht. Bzw. genauer gesagt wundert mich die Gestörtheit von Individuen gar nicht mehr, mich wundert, dass dergleichen medial einfach so akzeptiert wird. Man kann gröbsten Hass, unverhohlene Verachtung abkübeln und bleibt selbstverständlich Teil des sich aufgeklärt und menschenfreundlich glaubenden Establishments.

2. Presseschätzchen des Tages 22.10.2017

Aussagen einiger ernst zu nehmender Menschen zufolge ist Sibylle Berg eine gute Romanautorin. Ich habe so bald nicht vor, mir dazu ein eigenes Urteil zu bilden, dazu ist die Liste ungelesener Bücher zu lang; ich nehme das in gutem Glauben hin. Nicht leicht erklärlich ist mir daher, warum ihre SPIEGEL-Kolumnen so häufig Manifeste der Banalität und Abgedroschenheit sind, die es oft auch noch schaffen, keinen Bezug zur Wirklichkeit aufzuweisen. (Nachtrag zur Erläuterung dieser Beurteilung: die Beiträge hauen verlässlich in die dickste Kerbe der jeweils vorgeschriebenen Gesinnung und enthalten ebenso verlässlich keinen einzigen interessanten Gedanken. Ich bin dankbar für Verweise auf Gegenbeispiele). Diesmal allerdings hat sie sich wirklich selbst übertroffen, neben die Banalität der Klischees und die Losgelöstheit von der Realität treten nun auch noch die Projektion eigener Menschenverachtung und ungehemmte Bösartigkeit.

Dieses dumme Pamphlet endet dann passenderweise mit dem Satz „Es geht um die Rettung der Menschlichkeit.“

Über die Ereignisse auf der Buchmesse gibt es genügend differenzierte Berichte auch in den Leitmedien. Wo nimmt man solche Vorstellungen eigentlich her?

Ich verstehe das nicht.