Schätzchen des Tages 31.10.2018

Joseph Haydn hat mich bisher selten wirklich hinter dem Ofen hervorgelockt, da dort ja so viele andere Dinge auch noch lauern. Mstislaw Rostropovitsch spielt sein Cellokonzert mit der Academy of St. Martin in the Fields jedoch so wunderbar warm, dass das kuschelige Plätzchen zu Recht verlassen wird.

Presseschätzchen des Tages 30.10.2018

Liest man die deutsche Presse, könnte man meinen, die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft sei allein die Schuld Donald Trumps und böser weißer Nationalisten. Die Gegenbeispiele sind zwar Legion, aber wen kümmert das. Wie aber wird ein weißer Amerikaner ohne Unterwerfungsneigung wählen, wenn er dergleichen liest? Man darf sich da nicht täuschen, „white nationalists“ heißt letztlich einfach (hier: nicht-jüdische) Weiße.

Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie unverhohlen Triumphgefühle darüber, dass die weißen Amerikaner irgendwann nicht mehr die Mehrheit stellen, geäußert werden. Was erwartet man als Reaktion? Das kann man doch nur tun, wenn man die unvermeidliche Spaltung will, weil die eigene Feindseligkeit das dominante Motiv ist. Schwierigkeiten habe ich auch, den Anti-Gentilismus, oder wie immer man das nennt, von bestimmten Teilen der amerikanischen Juden zu verstehen (ich vermute, er ist ein Randphänomen, bekommt allerdings in einigen Medien, nicht zuletzt der New York Times, recht viel Platz eingeräumt). In Deutschland wäre er wenigstens nachvollziehbar, so wie Michelle Goldberg schreibt aber kein deutscher Jude. Vielleicht aus Gründen der Vorsicht, aber auch unterschwellig habe ich das bisher nicht erspürt, von Anetta Kahane einmal abgesehen. Bei uns sind es neben einer bestimmten Sorte Deutscher vor allem Leute wie Hasnain Kazim, die sich in dieser Weise äußern.

Twitterer des Tages 27.10.2018

Der lustigste mir bisher bekannte Twitterer ist Jon@ArfMeasures. Lieblingstweets:

 

Schätzchen des Tages 24.10.2018

Hans Rott (1858 – 1884) starb noch vor seinem 26. Geburtstag an Tuberkulose, nachdem er seine letzten Jahre in der Irrenanstalt verbracht hatte. Er war ein erstrangiges Talent und würde, hätte er länger gelebt, vermutlich mit Mahler und Bruckner in einem Atemzug genannt werden. So blieb es bei wenigen Werken, darunter seine mit 20 Jahren komponierte, frische und ideenreiche Sinfonie Nr. 1 in E-Dur, hier gespielt vom Radio Symphonieorchester Wien unter Dennis Russell Davies. Sie lohnt sich unbedingt.

Presseschätzchen des Tages 22.10.2018

US-Regierung will Anerkennung des dritten Geschlechts kippen schreibt die ZEIT.

Trump ist ein erstklassiger Aikido-Troll. Er triggert seine Gegner, damit sie überreagieren oder sich durch ihren Eifer unmöglich machen. Die Kavanaugh-Geschichte hat die Chancen der Republikaner bei den midterm-Wahlen im November stark verbessert. Ich gehe davon aus, dass auch diese Nummer, jedenfalls die Wahl des Zeitpunkts, ein solcher Troll-Zug ist. Mal schauen, ob die Demokraten die Falle zu umtänzeln vermögen.

 

 

Presseschätzchen des Tages 21.10.2018

Unter der griffigen Überschrift Donald Trump’s actions in the Middle East will damage his position far more than the Russia probe ever could diskutiert der Nahost-Veteran Patrick Cockburn die möglichen Folgen von Trumps enger Allianz mit Mohammed bin Salman. Ich rechne eher nicht damit, dass Trump hier allzu viel Schaden nimmt, denn alle, auch seine Wähler, wussten schon vor dem Khashoggi-Desaster, dass er mit Saudi Arabien ein zynisches Spiel spielt, um möglichst viel Petrodollars in die USA zu lenken und Israel zufrieden zu stellen. Natürlich darf man erwarten, dass die Demokraten versucht sein werden, die Fehler von MBS gegen Trump zu verwenden, aber solange Israel seine inoffizielle Allianz mit Saudi Arabien aufrecht erhält, wird zumindest der – allerdings langsam schwächer werdende – jüdisch beeinflusste Flügel der Demokraten dabei nicht allzu laut werden. Auch die republikanischen Neocons, die gegenüber Trump trotz seines fast maximalen Entgegenkommens gegenüber Israel letztlich skeptisch bis feindselig eingestellt sind, werden hier nicht vorpreschen.

Nicht ausgeschlossen ist natürlich, dass der Wunsch, Trump zu schaden, letztlich alles andere überwiegt. Dann wird es schwer werden für Trump, weiterzumachen wie bisher. (Diesmal zum Glück für die Welt, anders als in der idiotischen Russlandgeschichte, die ihn bisher von einer vernunftgesteuerten Politik erfolgreich abgehalten hat). Das wird dann aber eher für Saudi Arabien bzw. letztlich MBS ein Problem als für Trump. Sich von ihm loszusagen, würde Trump letztlich nicht schwer fallen.

Insgesamt aber vermute ich, dass sich das Thema MBS in den nächsten Monaten auf andere Weise löst.

Auf voltairenet.org findet sich übrigens das Gerücht, Khashoggi wäre umgebracht worden, weil er in eine Verschwörung gegen MBS verwickelt war, die von jenen Familienmitgliedern initiiert worden sei, denen MBS im letzten Jahr große Teile ihres Vermögens abgepresst habe. Nicht unbedingt eine allzu ernst zu nehmende Quelle, aber tatsächlich fragt sich, warum Khashoggi so wichtig gewesen sein soll, dass man sich zu einem so außergewöhnlichen Schritt entschlossen hat. Wegen ein paar Beiträgen in der Washington Post wohl kaum. Wollte man ein Zeichen setzen, das potentiellen Dissidenten einen Schrecken einjagt, ohne dass es den Rest der Welt interessiert, sollte die Sache also gar nicht völlig geräuschlos ablaufen, sondern nur unterhalb der ja recht hoch liegenden Empörungsschwelle der westlichen Öffentlichkeit, und man hat nicht erwartet, so gut beobachtet zu werden? Oder war Khashoggi doch mehr, als man denkt? Schließlich war sein Onkel Adnan Khashoggi der größte Waffenhändler der letzten Jahrzehnte.