Presseschätzchen des Tages 31.12.2018

Steuerung und Ordnung der Migration ist eine drängende Aufgabe„, sagt Merkel. Wer nicht ganz dumm ist, hört schon daran, dass es ihr nicht darum geht, die Einwanderung unqualifizierter Afghanen und Somalis etc., die letztlich einfach in unseren Sozialsystemen landen, zu verhindern, sondern nur irgendwie so zu ordnen, dass man damit akut gerade noch umgehen kann. Migration, sprich Einwanderung, wird einfach vorausgesetzt. Von der Förderung der Zuwanderung Hochqualifizierter und deutschen Interessen ist nicht die Rede. Zuletzt sprach sie auch davon, man müsse mehr Kompetenzen an supranationale Institutionen abgeben.

Und Volk ist ja sowieso, wer in diesem Lande lebt, nicht, wer sich für das Volk hält. Zuletzt hat sie das immerhin eingeschränkt auf „dauerhaft“. Volk ist damit aber eben nicht das Staatsvolk des Grundgesetzes. Abgelehnte, aber geduldete oder einfach nicht abgeschobene Asylbewerber sind für Merkel somit auch Teil des Volkes.

Wenn angekündigt wird, mehr „internationale Verantwortung“ zu übernehmen, bedeutet dies erfahrungsgemäß eine oder mehrere der folgenden Punkte:

a) Militäreinsätze der Bundeswehr irgendwo, wo es heiß und staubig ist

b) Aufgabe von Souveränität an EU oder UNO etc.

c) Mehr deutsches Steuergeld für andere.

Ich bin nicht grundsätzlich gegen c), wo es sinnvoll ist, ich habe aber einfach kein Vertrauen in den Willen Merkels, deutsche Interessen zu wahren. Ich habe den Eindruck, sie sieht sich nicht mehr als Sachwalterin der Interessen des deutschen Volkes, sondern als Figur auf dem internationalen Parkett, die halt über die deutschen Spielsteine verfügt.

Ich glaube daher, dass Merkel sich mit der aktuellen Fassung ihres Amtseids schon lange nicht mehr ganz wohl fühlt. Wobei man natürlich aus „Gerechtigtkeit gegenüber jedermann üben“ zur Not auch einiges herausholen kann, unbeschadet aller Vorbehalte gegenüber dem Wörtchen „jedermann“.

 

Schätzchen des Tages 30.12.2018

Es gibt Stücke, die betören jedes Mal, wenn man sie anhört, ein wenig mehr. Sie sagen „ich bin nicht einfach Musik, in mir steckt eine Geschichte. Und Du glaubst, Du hättest sie ein wenig verstanden. Vielleicht, doch eben nur ein wenig. Höre weiter, höre mich hundert Mal, vielleicht verstehst Du sie dann ganz. Es lohnt sich.“ Aber natürlich wird man sie wohl nie ganz verstehen. Zu solchen Werken gehören Beethovens letzte Klaviersonaten. Die wärmste dieser Geschichten erzählt dabei die Sonate Nr. 30 E-Dur, hier gespielt von Claudio Arrau und danach direkt hintereinander in einem Video von Richard Goode und Igor Levit. Letzter gefällt mir am allerbesten (ab 19:12 im zweiten Video).

 

Webschätzchen des Tages 30.12.2018

1) Der bisher hübscheste Tweet zum Relotius-Skandal:

2) Gareth Porter ist einer der ältesten Hasen des amerikanischen investigativen Journalismus und ein unabhängiger Geist. Hier schreibt er im American Conservative über die Hintergründe der Entscheidung Trumps zum Abzug aus Syrien. Wer sonst immer nur die Deutsche Öffentliche Einheitsmeinung™ vorgesetzt bekommt, sollte selbige damit einmal ein wenig ausbalancieren.

 

 

 

 

2. Webschätzchen des Tages 29.12.2018

Noch gerade rechtzeitig: Was man mit der Zahl 2018 alles anstellen kann.

Bei slatestarcodex.com, dem beste Blog der Welt (sag ich mal so), gibt es wieder eine schöne neue Linksammlung zu bemerkenswerten, lustigen und seltsamen Dingen.

Hier zwei Beispiele für Faule; lieber aber selbst auf slatestarcodex.com gehen (den besten Blog der Welt, falls ich das noch nicht gesagt habe).

Jeanne Calment, die mit angeblich 122 Jahren als angeblich älteste Frau der Welt starb, war immer meine Heldin, da sie auf eine dusselige Frage eines Journalisten einst die bestmögliche Antwort parat hatte. Er wollte wissen, wie sie sich (mit angeblich 120 und praktisch blind) die Zukunft vorstelle. Sie: „kurz“. Nun sieht es so aus, als seien für das hohe Alter in erster Linie Erbschaftsteuer und Leibrenten verantwortlich gewesen.

The same facts are compatible with any number of different theories. Kein überraschender Gedanke, aber gut dargestellt. Allerdings nicht gut genug für Eliezer Yudkowsky. Letzterer hat übrigens Harry Potter and the Methods of Rationality geschrieben, ein sehr lehrreiches Buch, das ich jedem Menschen mit genügend Zeit und Spaß an überschäumender Intelligenz ans Herz legen möchte. Fan Fiction, die viel besser und klüger ist als das Original. Hier kann man es gratis herunterladen.

 

 

 

Presseschätzchen des Tages 28.12.2018

Marcel Fratzscher ist ein hochrangiger Professor für Volkswirtschaftslehre und leitet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Eigentlich sollte man also die Befähigung zu klarem Denken erwarten. Seine Kolumnen in der ZEIT sind allerdings auffallend häufig von gedanklicher Schludrigkeit, mangelnder Logik und Inhaltsarmut gekennzeichnet. So hatte er beispielsweise in diesem Kommentar die Ungleichheit beim Einkommen von Männern und Frauen in Deutschland diskutiert und auf dieser Grundlage das Gesetz für Lohngerechtigkeit befürwortet, leider hat aber das Gesetz die von ihm angesprochenen strukturellen Ursachen überhaupt nicht adressiert, es war dafür nicht gedacht und zielte auf etwas anderes. Ein klassisches non sequitur, das natürlich dem flüchtigen oder etwas schwammig denkenden Leser gar nicht auffällt.

Heute singt er ein inhaltsleeres Lob auf die Gleichstellung, von der ja auch die Männer profitieren würden. Was er eigentlich meint und will, bleibt völlig unklar, mehr als eine Art propagandistischer Schwall kommt nicht heraus. In Überschrift und Anriss werden die Begriffe „Gleichstellung“ und „Gleichberechtigung“ durcheinandergeworfen, als seien sie Synonyme, dabei bezeichnen sie grundverschiedene Dinge. Gleichberechtigung hat mit Voraussetzungen, Gleichstellung mit Ergebnissen zu tun. Dazwischen liegen u.a. Fähigkeiten, Eigenschaften, Präferenzen und sonstige Lebensumstände. Die Unterscheidung ist essentiell. Vielleicht ist das nicht von ihm, sondern von einem minderbegabten Redakteur, denn im Text ist nur von Gleichstellung die Rede. Dann sollte er sich das allerdings in Zukunft unmissverständlich verbitten, sonst muss er sich das (auch noch) vorwerfen lassen.