Presseschätzchen des Tages 29.6.2018

Der lustigste Artikel seit langem. Wie kann man da als Journalist eigentlich ernst bleiben…

Über den Link kommt man auf eine Bezahlschranke und kann nur das – hier entscheidende – Bild sehen. Kopiert man sich einen Teil aus der URL und googelt den dann, kann man den ganzen Artikel sehen.

Darunter steht „dieser Artikel kann nicht kommentiert werden“. Aus gutem Grund.

P.S. Oooch, sie haben die Bildunterschrift korrigiert. Statt „minderjährige Flüchtlinge“ (kein einziger von denen ist minderjährig, einige werden über 40 sein) steht da jetzt „Minderjährige Flüchtlinge und volljährige Absolventen des Programmes“. Nun nicht mehr so lustig. Aber im Text ist immer noch von „den Jugendlichen“ und „minderjährigen Flüchtlingen“ die Rede.

 

 

Schätzchen des Tages 26.6.2018

Claude Debussy hat einige seiner Stücke selbst am Reproduktionsklavier eingespielt; es wurde dabei nicht der Ton, sondern sein mechanisches Spiel einschließlich Anschlagdynamik aufgezeichnet. Hier die Reproduktion seiner Einspielung von Clair de Lune aus dem Jahr 2013. Im Vergleich zu heute gängigen Interpretationen, siehe die beispielhaft weiter unten folgende Aufnahme von Jörg Demus, spielt der Meister selbst deutlich schneller, flüssiger und runder.

 

Schätzchen des Tages 25.6.2018

Pete Seeger ist nicht direkt unbekannt, aber bei uns wenig beachtet. Was gäbe ich um seine Stimme! Tief, voll, entspannt, leicht rauh und doch weich, ausdrucksvoll. Beneidenswert.

Sein Album Rainbow Race aus dem Jahr 1971 fängt mit Last Train to Nuremberg nicht allzu einladend an, aber schon das zweite Lied Sailing Down the Golden River ab 2:48 ist  höchste Songschreiberkunst in seiner Einfachheit.

Twitterschätzchen des Tages 24.6.2018

Ein interessanter Twitter-Strang über die Trennung von Familien illegaler Einwanderer unter Obama. Trump hatte das verschärft, aber die Politik nicht initiiert. Davon liest man nicht viel in unserer Vollständigkeitspresse. Ebenso erstaunlich, dass der von Trump noch ausgeweitete Drohnenkrieg bei uns eigentlich niemanden kümmert. Unsere gesellschaftliche Diskussion über Werte, Humanität etc. ist in erster Linie narzisstisch und sentimental; es geht um das warme Gefühl der eigenen Überlegenheit und die Lufthoheit über den politischen Gegner. Massenmord durch Drohnen, humanitäre Katastrophe im Jemen… wen interessiert das schon.

2. Presseschätzchen des Tages 24.6.2018

Im Repräsentantenhaus stimmten 67,5% und im Senat 85% der Demokraten für den Militärhaushalt von 719 Milliarden USD im Fiskaljahr 2019 (ich sage absichtlich nicht „Verteidigungshaushalt“). Ein nettes Sümmchen, deutlich mehr als 2.000 USD pro Einwohner und mehr als das Zehnfache des russischen Budgets 2017. Im Lichte dieses Umstands scheinen manche Kontroversen um Trump doch eher oberflächlicher Natur.

Wenn ich Verständnis für Trump in Handelsfragen geäußert habe, würde ich ihm in einem anderen Punkt im Wesentlichen widersprechen wollen. Er hat verschiedentlich kritisiert, dass die Europäer und speziell Deutschland zu wenig für ihre Verteidigung ausgeben und sich stattdessen zu sehr auf den amerikanischen Schutz verlassen. Da ist zunächst einmal natürlich viel dran; bei uns waren es 2017 nur rund 540 USD pro Einwohner, nur – wir brauchen das alles eigentlich nicht. Die USA sind nicht von anderen staatlichen Akteuren bedroht und bräuchten für eine effektive Verteidigung nur einen Bruchteil des geplanten Budgets. Auch die Europäer sind nicht militärisch bedroht; Russland hat kein Interesse und letztlich auch nicht die Möglichkeiten, uns zu überrollen. Bei einer Politik vernünftigen Ausgleichs mit Russland bräuchten wir als Europäer eigentlich fast gar kein Militär, denn sonst ist ohnehin niemand übrig, gegen den man sich zu verteidigen hätte, sieht man von einer vorstellbaren lokalen Gefährdung Griechenlands durch die Türkei ab. Machtansprüche in Ostasien erheben wir nicht und im Nahen Osten sollten wir sie jedenfalls nicht erheben. Ein Großteil der Schwierigkeiten, denen wir uns außenpolitisch (aus EU-Sicht) gegenüber sehen, ist das Resultat amerikanischer Politik und insbesondere amerikanischer Interventionen.

Setzen wir bei einer vernünftigen, friedensorientierten Politik an und sparen wir uns dabei viel Geld.

 

 

 

 

 

Presseschätzchen des Tages 24.6.2018

Hätte man ein kleines sozialwissenschaftliches Institut mit ausreichend Assistenten, könnte man Forenbeiträge schön systematisch auswerten und Änderungen der Sichtweisen und Stimmungen im Volke sauberer nachvollziehen als nur über anekdotische Eindrücke. Medial hat der frame „Flüchtlinge aus Seenot gerettet“ die Ereignisse im Mittelmeer jahrelang absolut dominiert, obwohl m.E. „Migranten vor der libyschen Küste abgeholt“ die objektivere und dazu treffendere Beschreibung gewesen wäre. Schon lange haben sich Foristen bei ZEIT online gegen den herrschenden frame gewehrt, es wogten heiße Schlachten, aber in letzter Zeit scheinen die Gegner dort die Oberhand zu gewinnen. So in den Beiträgen zu diesem Artikel auf ZON. Mal sehen, ob das jemals auch zu den Autoren durchdringt.

Presseschätzchen des Tages 23.6.2018

Eine Weltbürgerin über ihre Wurzellosigkeit und den Brexit. Ich denke, der Brexit wird Großbritannien hinsichtlich des diskutierten Problems nichts nützen, da es nicht die Europäer sind, die die britische Kultur in Frage stellen, und es nicht die Europäer waren, die für die Zuwanderung aus dem Commonwealth verantwortlich waren, aber der Brexit-Impuls war mir immer nachvollziehbar. Obwohl ich anders gewählt hätte.