Schätzchen des Tages 30.7.2017

Jüngeren Menschen sind die Rolling Stones häufig ja tatsächlich quasi nur historisch bekannt. Was sie da alles versäumen! Wieviel Poesie, wieviel Qualität. Zum Beispiel Moonlight Mile vom Album Sticky Fingers, einem ihrer besten.

Presseschätzchen des Tages 26.7.2018

Unsere Journalisten verkaufen uns Trump ja immer nicht nur als der großmäulige, vulgäre Trampel, der er tatsächlich ist, sondern auch als Dummkopf, der nicht weiß, was er tut. Das ist ein großer Fehler.

marginalrevolution.com – eine Seite, die man jeden Tag lesen sollte – zitiert einen nur hinter der Bezahlschranke lesbaren Artikel in der Financial Times zur Frage, wie einige Leute in China ihn einschätzen.

I have just spent a week in Beijing talking to officials and intellectuals, many of whom are awed by his skill as a strategist and tactician…He [Yafei] worries that strategic competition has become the new normal and says that “trade wars are just the tip of the iceberg”.

…In Chinese eyes, Mr Trump’s response is a form of “creative destruction”. He is systematically destroying the existing institutions — from the World Trade Organization and the North American Free Trade Agreement to Nato and the Iran nuclear deal — as a first step towards renegotiating the world order on terms more favourable to Washington. Once the order is destroyed, the Chinese elite believes, Mr Trump will move to stage two: renegotiating America’s relationship with other powers. Because the US is still the most powerful country in the world, it will be able to negotiate with other countries from a position of strength if it deals with them one at a time rather than through multilateral institutions that empower the weak at the expense of the strong…

Da ist auf jeden Fall etwas dran. Wieviel genau, vermag ich nicht einzuschätzen. In unserer einfältigen Presse ist davon natürlich nichts zu lesen.

Videoschätzchen des Tages 12.7.2018

Jean-Claude Juncker steht ja in dem Ruf, ein Alkoholiker zu sein. Beim Nato-Gipfel war er wieder sehr unsicher auf den Beinen und brauchte tätige Hilfe der hochgestellten Umstehenden (siehe das Video unten). In diesem Daily Mail-Artikel dazu werden Aussagen zitiert, seine Bewegungsstörungen seien durch Rückenprobleme verursacht.

Nun weiß ich leider zur Genüge, wie sich verschiedene Rückenprobleme auf die Trittsicherheit auswirken; danach sieht es mir nicht aus. Aber wer weiß, möglich ist das natürlich. Auf mich wirken die Bewegungen allerdings einfach wie die eines schwer Alkoholisierten. Sein Gesicht wirkt andererseits nicht so betrunken wie der Körper.

Wie dem auch sei: ich möchte hier wirklich die Wahrheit wissen. Sind es tatsächlich Rückenprobleme, hat er mein Mitgefühl. Kann er sich so wenig beherrschen, dass er selbst bei einem solchen Anlass derart betrunken ist, ist er untragbar.

Möge die Qualitätspresse das doch einmal aufklären.

Schätzchen des Tages 12.7.2018

Mister Rogers‘ Neighborhood war eine tägliche amerikanische Fernsehserie für kleine Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren, die von 1963 bis 2001 lief. Fred Rogers erklärte darin die Welt, etwa in einer Fabrik passiert oder wie man Instrumente spielt, vergleichbar vielleicht mit der Sendung mit der Maus. Jeder Amerikaner kannte die Sendung. Bemerkenswerterweise hatte sich Rogers Johnny Costa, einen der besten Jazzpianisten überhaupt, als Hausmusiker ausgesucht, der die Erkennungsmelodie spielte und die Sendung mit seinem Quartett live untermalte. Costa hatte musikalisch völlig freie Hand und spielte Musik, die angenehm, aber ansonsten weit anspruchsvoller war, als man es angesichts der Zielgruppe erwarten würde. Er meinte, Kinder würden das verstehen und man sollte nicht zu tief zielen.

Kein Wunder, wenn es in den USA so viele gute Musiker gibt. Man hat sie früh genug herausgefordert.

Schätzchen des Tages 11.7.2018

Die Bachstiftung St. Gallen mit ihrem Dirigenten Rudolf Lutz hat sich zum Ziel gesetzt, alle Kantaten von Johann Sebastian Bach aufzunehmen und hat davon schon etliche Dutzend auf Youtube eingestellt. Durchgehend höchstklassige Qualität. Manche würden hinter Bach-Kantaten Musik für lange Gesichter erwarten, dabei findet sich darunter so viel Erfrischendes, Lebendiges, Erwärmendes, das man unbedingt kennen sollte. Hier beispielhaft die ganze Kantate BWV 66 Erfreut euch, ihr Herzen, die Aria aus der Kantate BWV 36 Schwingt freudig euch empor mit Nuria Rial (das Stück war schon einmal Schätzchen des Tages, hat aber einen zweiten Auftritt verdient) sowie die Aria aus der Kantate BWV 42 Am Abend aber desselbigen Sabbats.

 

 

Webschätzchen des Tages 9.7.2018

Alles, was Lucas Schoppe auf man-tau.com schreibt, ist lesenswert, so auch der heutige Beitrag über Georg Restle (Anm.: Redaktionsleiter Monitor) und das Verschwinden der Öffentlichkeit.

Ich habe dazu nur Folgendes hinzuzufügen: abgesehen von grundsätzlichen Fragen der journalistischen Ethik: zwangsbezahlte ÖR-Journalisten haben eine ganz besondere Verpflichtung wenn nicht zu Neutralität, so zumindest zu Fairness. Und zweitens habe ich – von seinen Ansichten ganz abgesehen – einfach genug von mittelmäßigen Geistern von Georg Restle, die mir die Welt erklären wollen. Herr Restle, Sie sind einfach nicht gut genug dafür.

 

Schätzchen des Tages 9.7.2018

Die Sonaten und Partiten für Violine Solo von Bach, BWV 1001-1006 muss jeder Geiger, der etwas auf sich hält, einmal einspielen, und zu Recht. Wenn ich ein Werk als das größte Stück Musik auswählen müsste, das je geschrieben wurde, würde ich – bei allem Respekt für Musiktraditionen, die ich nur oberflächlich kenne – die Chaconne aus der Partita Nr. 2 benennen und wäre damit übrigens in guter Gesellschaft.

Die Stücke und gerade die Chaconne lassen eigentlich recht viel Raum für individuelle Interpretationen; Originalität wird aber nicht allzu oft belohnt, denn die Interpretationspraxis, die sich herausgebildet hat, scheint letztlich auch die beste zu sein. Allerdings gibt es Ausreißer zum Guten in den eigenständigen Ansätzen. Amandine Beyer ist auf die Barockvioline spezialisiert und spielt die Chaconne tänzerisch, leicht, flockig und sehr individuell. Das funktioniert ausgezeichnet; absolut hörenswert. Das größte Stück Musik, das je geschrieben wurde, ist es damit für mich aber nicht mehr.

Die gesamten Sonaten und Partiten sind in einer Playlist versteckt.