2. Presseschätzchen des Tages 31.5.2017

Eines der lächerlichsten Medienphänomene unserer Tage ist die Aufregung über Trump und seine Russlandkontakte sowie die seiner Mannschaft und die Kampagne gegen Russland insgesamt.

Bitte, Herr Trump, haben Sie bitte bitte möglichst viele Russlandkontakte und lassen Sie sich, wenn Sie ansonsten schon Trump sein müssen, wenigstens von dem grundvernünftigen Wunsch einer Détente und Zusammenarbeit mit Russland nicht abbringen.

Ausgerechnet bei Slate gibt es dazu ein sehr lesenswertes Interview mit Stephen F. Cohen, einem alten Russlandexperten. (Das „F.“ muss man hier wirklich mitschreiben; wer weiß, wie viele Stephen Cohens sonst in Frage kämen).

Presseschätzchen des Tages 31.5.2017

Hans-Christian Ströbele ist ein alter Hase nicht nur des Politgeschäfts, sondern auch in der Überwachung des Geheimdienstwesens und schien mir darüber hinaus immer ein auffallend nüchterner Mensch. In einem lesenswerten Interview mit dem Cicero-Magazin diskutiert er die Möglichkeit, dass die deutschen Behörden Anis Amri auf Bitten der Amerikaner absichtlich nicht festgesetzt haben, um eine geplante Aktion der US-Dienste gegen dessen libysche Kontakte nicht zu gefährden. Spekulativ, aber nicht unplausibel.

Kirchenschätzchen des Tages 28.5.2017

„KÄSSMANN NUTZT BIBELARBEIT ZU ATTACKE GEGEN AFD“ ist die Überschrift einer Pressemeldung des epd-Landesdienstes Niedersachsen-Bremen, der sich auf der Website der evangelischen Landeskirche Hannovers findet.

Der vollständige Text der Bibelarbeit ist dortselbst auch verfügbar.

Man lese selbst und mache sich seine eigenen Gedanken. Vieles hätte ich dazu zu sagen, hätte ich die Zeit dafür, und gerne würde ich Frau Käßmann fragen, welche „Hetztiraden“ von Frau Weidel sie eigentlich genau meint (siehe Bibelarbeit), denn ich wüsste gerne, ob sie damit überhaupt an Konkretes anknüpft oder nur an ihre Zuschreibungen an böse Rechte, denen gegenüber beliebige solche Zuschreibungen und Verstöße gegen das achte Gebot ja immer in Ordnung gehen, auch für gute Christen. Ebenso sähe ich zu dem auf die AfD im Allgemeinen gemünzte Zitat einigen Diskussionsbedarf, und meine eigenen Diskussionsbeiträge wären vielleicht nicht vollständig von einem Geist des Respekts getragen.

Bei der Lektüre der Bibelarbeit, Sozialarbeiterprotestantismus in Reinkultur, aber springt eines unmittelbar ins Auge: ob richtig oder falsch, ob interessant oder nicht, ob angemessen oder wertvoll oder nicht – eine Religion, die von diesem Geist geleitet wird, hat keine Zukunft, denn sie hat keine Kraft. Sie scheint mit den Worten Rod Drehers vor allem „moralistisch-therapeutischer Deismus“ zu sein. Sie mag sich in der Breite ein Weilchen halten, aber nicht in der Tiefe. Und irgendwann wird sie nicht mehr nur abbröckeln, sondern einfach in sich zusammensacken wie ein misslungenes Soufflé.

Man stelle sich vor, ein an sich unvoreingenommener junger Mensch, religiös interessiert, nicht allzu rationalistisch, hätte die Wahl zwischen diesem schwächlichen Protestantismus und einem kraftvollen Islam. Wie mag dieser Mensch sich wohl entscheiden?

Nun bin ich nicht mehr nah genug an diesem Milieu, um beurteilen zu können, ob die evangelische Kirche wirklich bereits vollständig käßmannisiert ist. Ich habe aber lange nichts mehr wahrgenommen, das dagegen sprechen würde.

Nachtrag: Ich vergaß, darauf hinzuweisen, dass der Text der Bibelarbeit die Lektüre in Gänze jedenfalls unbedingt wert ist, denn wer sich vorher unter Käßmannismus oder Käßmannisierung wenig vorstellen konnte, dem werden diese Begriffe hinterher unmittelbar einleuchten.

Presseschätzchen des Tages 28.5.2017

Was die Quantitätspresse zur Frage schreibt, wie Trump wem die Hand drückt, mag ich gar nicht mehr lesen. Die größeren Bögen sind das Entscheidende (und Deprimierende, in diesem Fall). Hier sind zwei lesenswerte Artikel von immer interessanten Autoren, Robert Fisk vom Independent, einem ausgewiesenen Nahost-Experten, und – darauf Bezug nehmend – The Saker, dessen Sicht häufig die sonst zu kurz kommende russische Perspektive ergänzt.

Schätzchen des Tages 28.5.2017

Geh aus mein Herz und suche Freud„, Text von Paul Gerhardt und Melodie von August Harder, ist ein schönes Lied zu einem wundervollen Text, wenn man 13 nicht so notwendige Strophen überspringt… Vor neun Jahren machte ich in der gleichen Jahreszeit eine Fahrradtour und musste dabei ständig an dieses Lied denken, da es so großartig ausdrückte, wie Schönheit und Pracht der Welt auf mich einstürmten. Dann kehrte ich in ein kleines Kirchlein am Wege ein, und siehe, es war jene von Gräfenhainichen, dem Geburtsort von Paul Gerhardt und jene, in der er getauft worden war. Wenn das nichts heißen soll, dachte ich damals.

Die beiden essentiellen Strophen aus dem Gedicht:

1. Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärten Zier,
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.

8. Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen.

Diese letztere hat es mir besonders angetan.

Leider gibt es keine wirklich gute Version auf Youtube; am besten ist noch diese hier, die sich aber um „Gottes Gaben“ herumdrückt.

 

Blogschätzchen des Tages 28.5.2017

Schon einmal habe ich auf einen Post auf dem Blog allesevolution.wordpress.com verlinkt, weil ich ihn so intelligent fand, dass er unbedingt weiterverbreitet werden musste. Dieser Blog hat mit das höchste Durchschnittsniveau der Leserkommentare aller mir bekannten Websites und diese zu lesen macht klüger. So auch bei diesem Beitrag. Zum geistigen Gehalt der Leserkommentare trägt oft insbesondere ein gewisser Leszek bei, der auch die eigentliche Quelle für den von mir am 12.5. verlinkten Post war; hübsch finde ich, dass er diejenigen, die für das ebenfalls auffallend hohe Niveau der Leserkommentare bei sezession.de verantwortlich sind, vermutlich als „rechten Abschaum“ (seine Worte) bezeichnen würde. So ist das.